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Je historischer die Moderne wird, desto salonfähiger scheint sie im wörtlichen Sinne zu werden. Die alten Ikonen des Neuen Wohnens und der Guten Form erfreuen sich nicht nur in Museen und Schaudepots neuer Beliebtheit, sondern gehören mittlerweile auch zum festen Repertoire des zeitgenössischen Einrichtens. Leider droht vor lauter Eames und Knoll zuweilen die Entwurfsleistung vor der eigenen Haustür vergessen zu gehen. Sehr zu unrecht, wie das bei verschiedenen Streifzügen durch Archive zutage geförderte Material belegt.
Mit dem Interieur. Co-op von Hannes Meyer erfasst 1926 die Moderne Basels Innenräume. Auf die politisch aufgeladene Ikone des modernen Halbnomadenlebens folgen bis 1935 verschiedene Entwürfe für Interieurs und Möbel, die im Unterschied zu Meyers Beitrag als praktische Beiträge zum neuen Wohnen verstanden werden wollen. Paul Artaria entwickelt während seiner Zusammenarbeit mit Hans Schmidt ein vielfältiges Typenmöbelprogramm, das heute nur in wenigen Einzelstücken erhalten ist. Grösseren Erfolg hatten Ernst Mumenthaler und Otto Meier, die mit ihren 3M-Möbeln das erste in Kleinerserien hergestellte Kombinationsmöbelprogramm der Schweiz präsentierten. Auch als nach der Krise die Begeisterung für moderne Typenmöbel zusehends abflaut, finden sich mit Walter Senns und Walter Freys Entwürfen innovative Versuche, den traditionellen Baustoff Holz für Sitzmöbel neu zu nutzen. Breitenwirkung entfalten die Basler Möbelentwerfer aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg: Handwerklich geschulte Designer wie etwa Heinrich Pfalzberger profitieren vom Zukunftsoptimismus der fünfziger Jahre und schaffen trotz traditioneller Herstellungsmethoden, was den Pionieren der zwanziger und dreissiger Jahre verwehrt blieb.

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  1. 1Wohnzimmervorschlag von Mumenthaler & Meier im Gewerbemuseum Basel 1929.
  2. 2Anzeige für Kost Sport mit Entwürfen von Heinrich Pfalzberger, 1950er Jahre