Paparazza Moderna

Grosse Architekten sind zuweilen anspruchsvolle Persönlichkeiten. Ihren divenhaften Auftritten zum Trotz gehören sie kaum zum Beuteschema eines Paparazzo – schon gar nicht, wenn sie lange tot sind. Allein deshalb ist die kleine, aber feine Ausstellung in der Vitra Design Museum Gallery ein Novum. Das aus Francisca Rivero-Lake und Carla Verea bestehende

Papanek

Aus einer gebrauchten Lebensmitteldose ragen wirre Kupferdrähte über den Rand. Kuhdung, Kabel und ein Nagel sind weitere Zutaten eines Radioempfängers für die Dritte Welt, den Victor Papanek mit George Seeger Mitte der 1960er-Jahre entwickelt. Was für ein Affront für die Designwelt jener Tage, die gerade die puristischen Hifi-Anlagen von Dieter

Arad

Zeitlos kann man Ron Arads Werk nicht nennen. Zu Klassikern der Designgeschichte werden heute dennoch viele seiner Möbelentwürfe gezählt. Das Vitra Design Museum zeigt im Schaudepot eine Auswahl seiner bizarren Sitzmöbel. Verbeultes Eisenblech brachial zusammen geschweisst, ausladende Arm- und Rückenlehnen, die an Mickey Mouse-Ohren erinnern, harte Flächen in Schwarz und

Dieter Waeckerlin

[…] Diese zunächst ungewöhnliche Mischung von modernen und vergleichsweise konservativen Anzeigen spiegelt sich auch in den Firmenkatalogen aus der ersten Hälfte der 1960er-Jahre wider. Ausnahmslos verweisen die modern gestalteten (im Gegensatz zu den unauffälligen) Anzeigen auf den Idealheim-Katalog, der von der ‹Broschüre› 1958 zu den immer umfangreicher werdenden ‹Monographien› der

(dr)eames

Bei einer Führung durch den in den sechziger Jahren in Bonn erbauten Kanzlerbungalow wies der sonst gut informierte Guide unter anderem auf die Kontroverse hin, die 1965 durch die Möblierung ausgelöst wurde. Denn: Statt auf west-deutsche Wertarbeit zu setzen, hätte man sich damals für amerikanische Sessel der Gebrüder Eames entschieden,

Architektur im Fluss

Als eines der ärmsten Länder Asiens, von Naturkatastrophen ebenso getroffen wie von politischen Umstürzen und zuletzt als Zufluchtsort der Rohingyas kennt man Bangladesch aus den Schlagzeilen. Als Land mit einer eigenen, hochstehenden Architekturkultur dürfte es dagegen kaum jemandem in der westlichen Hemisphäre ein Begriff sein. Mit einer Ausnahme vielleicht: Mit

Banal

„Du, stand da letztes Jahr nicht auch schon dieses Holzhaus?“ hört man im Vorbeigehen einen Herrn im feinen Anzug seine Begleitung fragen. Nein, es ist ein anderes, aber auch dieses wird wohl Ende der Messe für einen Millionenbetrag einen Käufer gefunden haben. Er kann es dann, wie das Riesenposter am

Together

Denkt man an Zersiedelung, ist es sicher eine begrüssenswerte Entwicklung, dass junge, vierköpfige Familien nicht mehr in Scharen aus der Stadt aufs Land ziehen, um ihr Glück im mit Rasen und Carport angereicherten Einfamilienhaus zu suchen. Denkt man an Immobilienspekulation und Gentrifizierung bereitet mittlerweile aber auch die Tatsache Kopfschmerzen, dass

Basler Möbel

Vom Neuen Bauen ab Mitte der zwanziger Jahre angeregt, wurden in Basel verschiedene moderne Möbelprogramme entwickelt. Ganz nach Hannes Meyers Forderung «Volksbedarf statt Luxusbedarf» waren es vor allem Entwerfer mit handwerklichem Hintergrund, die einen Beitrag zum funktionalen Hausrat leisteten.  «Ausgerechnet in der Schweiz» entstand mit Hannes Meyers Co-op. Interieur eines

TALK

Je historischer die Moderne wird, desto salonfähiger scheint sie im wörtlichen Sinne zu werden. Die alten Ikonen des Neuen Wohnens und der Guten Form erfreuen sich nicht nur in Museen und Schaudepots neuer Beliebtheit, sondern gehören mittlerweile auch zum festen Repertoire des zeitgenössischen Einrichtens. Leider droht vor lauter Eames und

Bewegter Architekturkosmos

Als eine der grössten Hoffnungen der jungen Schweizer Nachkriegsmoderne startete André Studer seine Laufbahn als Architekt. Seine letzten Jahre widmete er als Medium ganz der Esoterik. Das Schweizerische Architekturmuseum widmet ihm eine sehenswerte Ausstellung.   Ohne auch nur einen Bau realisiert zu haben, wurde André Studer 1954 zur Aufnahme ins

Klotz des Grauens

Als in den 1960er-Jahren in der Region Basel die ersten Schulhäuser aus Beton gebaut wurden, waren die Meinungen gespalten. Und sie sind es heute noch. Zu Recht? Als eine Basler Tageszeitung in einem Onlineartikel vor zwei Jahren «Betonklötze des Grauens» präsentierte, entbrannte sogleich ein gleichermassen engagierter wie unterhaltsamer Streit über die Hässlichkeit

RAY

Sie gehörte zum berühmtesten Duo der Designgeschichte des zwanzigsten Jahrhunderts und war damit an der Entwicklung vieler epochemachender Sitzmöbel beteiligt, die bis heute hergestellt werden und in zahlreichen Büros und Wohnungen anzutreffen sind. Trotzdem ist über Ray Eames’ Arbeit erstaunlich wenig bekannt. Wann immer ausnahmsweise der Fokus auf sie und

Wohnen mit Eames und Co.

Die Möbel von Ray und Charles Eames begeistern noch heute. Obwohl einige als Massenware entworfen und immer noch produziert werden, sind die alten Stücke begehrt und teuer. Warum das so ist und was uns Ray Eames in Sachen Einrichtung lehrt, erzählt der Philosoph und Designkenner Benjamin Adler. Der von Ray

Lina Bo Bardi

Nach der British Council Gallery in London und dem Architekturzentrum in Wien macht die Ausstellung Lina Bo Bardi: Together zur hierzulande wenig bekannten brasilianischen Architektin nun Halt im Schweizerischen Architekturmuseum.   Wer an die klassisch moderne Architektur Brasiliens denkt, dem kommen unweigerlich Namen wie Oscar Niemeyer oder Luico Costa in

MEWA

Kaum ein Alltagsgegenstand aus den dreissiger Jahren ist so jung geblieben, dass er auch heute noch Anlass zu so ungeteilt positiven Reaktionen gibt wie die Schuhputz- und Werkzeugkisten Wilhelm Kienzles. Wobei sich die Begeisterten in zwei Gruppen teilen lassen: Zum einen sind da all jene, die beim Anblick der praktischen

Physix

In enger Zusammenarbeit mit Alberto Meda entstanden Konzept und Texte für eine Einzelausstellung im Spiegelsaal des Palazzo Litta während des Salone del Mobile in Mailand 2016.  Im Fokus der Schau stand der Stuhlentwurf „Physix“, den Meda zusammen mit Vitra in einem mehrjährigen Entwicklungsprozess erarbeitet hatte und der 2014 in Serie

Die Wunderkammern des Alexander Girard

Wo die Designstars der Nachkriegsmoderne George Nelson, Charles und Ray Eames in Bild und Wort erschienen, war Alexander Girard nicht weit. Auf den Werbungen und Fotos des amerikanischen Möbelherstellers Herman Miller der Fünfziger und Sechziger Jahre posierte das Design-Dreigestirn regelmässig. Aber während der Bekanntheitsgrad von Nelson und den Eames bis

Thron

Im Ernst: Hätten Sie diesen Stuhl als Bauhausentwurf erkannt? Erst vor wenigen Jahren war es dem Bauhausarchiv in Berlin möglich, das bis dahin nur auf Fotografien überlieferte und längst verschollen geglaubte Möbelstück zu erwerben. Marcel Breuer, der das Holzgestell entworfen und in Handarbeit gefertigt hatte, diente der wuchtige Sessel als

Meister der Bescheidenheit

Im Sommer 1957 ist es so weit: Die Möbelgenossenschaft eröffnet ihre Basler Filiale an der Güterstrasse. Über fünf Geschosse hinaus reicht ein vor die Fassade gesetzter, illuminierter Aluminiummast anstelle einer profanen Leuchtreklame. Er weist den Passanten den Weg an einen neuen Ort und in eine neue Zeit. Davon zeugt nicht

Steiner

Gross war das Echo auf den 150. Geburtstag von einem, der von seinen Anhängern bis heute verehrt wird und dessen Lehre von den andern schon zu Lebzeiten mit Skepsis beäugt wurde. Umso bemerkenswerter ist die Resonanz, die Rudolf Steiner, der Begründer der Anthroposophie, gegenwärtig von nicht anthroposophischen Kreisen erfährt. Mehrere

Tische für die Direktion

Es ist eine besondere Aufgabe, wenn eine Gestalterin oder ein Gestalter ein Werkzeug für sich selbst entwirft. Frei von den Vorgaben eines fremden Auftraggebers gewährt die Verwirklichung eines solchen Entwurfs nämlich einen tiefen Einblick in die freie Entwurfsarbeit und den dahinter liegenden Überzeugungen. Als Aussenstehende können wir darauf hoffen, dass

Hyvää päivää, herra Aalto!

Seit seiner Gründung hegte das Vitra Design Museum die Absicht, eine Schau zu Alvar Aalto auszurichten – zum «Magus des Nordens», wie der Architekturhistoriker Sigfried Giedion ihn in einer Anspielung auf den Philosophen Johann Georg Hamann nannte, für den der Terminus einst erfunden wurde. Aber erst ein Vierteljahrhundert später sollte das Langzeitvorhaben realisiert werden.

Architektur

Dass eine Stadt, die sich selber gerne als Architekturstadt sieht, lange Jahre ohne Gesamtüberblick über ihre Baugeschichte auskommt, ist eigentlich erstaunlich. Der zuletzt 1996 in zweiter Auflage beim damaligen Architekturmuseum Basel erschienene Architekturführer von Dorothee Huber war jedenfalls längst vergriffen, ohne dass sich ein Verlag um Abhilfe bemüht hätte. Andere

Verhüllter Riese

Auf dem Vitra Campus in Weil am Rhein wurde die neue Lager- und Montagehalle von SANAA offiziell eingeweiht. Vor zahlreichen Interessierten erklärten die Architekten Kazuyo Sejima und Ryue Nishizawa von SANAA ihren Bau und weitere Projekte.   Über eintausend Besucher schafften es am 19. April an den in Zusammenarbeit mit

Louis Kahns zeitlose Monumente



Louis Kahn ist einer der bedeutendsten Architekten des 20. Jahrhunderts. Doch obwohl er in Estland zur Welt kam, konnte er in Europa nie einen Bau realisieren. Das Vitra Design Museum widmet ihm eine Ausstellung.   An einem Küstenstreifen in der Nähe von San Diego erheben sich aus der von der Sonne

Bildmotiv Industriearchitektur

Produktionsgebäude, Lagerhallen, Schornsteine, aber auch Büro- und Verwaltungskomplexe gehören schon früh zu den immer wiederkehrenden Plakatmotiven. Ein grober Überblick über die hier ausgestellten Plakate legt zwei unterschiedliche Verwendungsweisen nahe: Auf der einen Seite werden Gebäude gezeigt, die selbst Gegenstand der Plakatbotschaft sind – etwa wenn wie bei der Abstimmung zum